Dr. Waltraud Ernst «Prognosen und Prozeduren - KI in der Medizintechnik in geschlechterkritischer Evaluation» am 14.11.2020



virtuell
(Google Maps)
13:00 - 14:30

Sogenannte „Künstliche Intelligenz“ wird in der Medizintechnik inzwischen in vielen Bereichen eingesetzt, zum Beispiel bei Diagnosen von Brustkrebs, zur Vorhersage von Demenz oder bei der Risikoerkennung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Künstliche Intelligenz“ basiert unter anderem auf sogenanntem maschinellem Lernen, auf dem Management von großen Datenmengen, sogenannten „Big Data“ und der Automatisierung von Testmethoden. Das heißt, die Auswertung der Daten geschieht maschinell, automatisiert, nach einer Verknüpfung von Methoden der Datensammlung, der Mustererkennung, der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Das wirft Fragen auf wie: Welche Daten sind verfügbar? Welche Daten erscheinen als wichtig oder relevant? Wer gibt die Muster und Mechanismen vor nach denen ausgewertet wird? Nach welchen Kriterien wird sortiert, bewertet, eingeteilt?

Im Vortrag wird diesen Fragen nachgegangen und untersucht, inwiefern Geschlecht dabei Relevanz erhält. Werden Daten von allen Geschlechtern als gleich wichtig erachtet? Werden die lernenden Maschinen von der Vielfalt und Ambivalenz geschlechtlicher Körper sowie geschlechtlicher und sexueller Lebensweisen unterrichtet oder sind die Algorithmen erneut orientiert an einem Modell hegemonialer Männlichkeit, deren Vertreter* ohnehin über die Privilegien der sogenannten personalisierten Medizin verfügen und zu einer verschwindend kleinen Minderheit gehören? Was oder wer wird als Standard, als Norm und Normalität und damit als gesund den Rechenautomaten vermittelt?

Über die Referentin:

Waltraud Ernst ist promovierte Philosophin und seit 2010 am Institut für Frauen- und Geschlechterforschung der Johannes Kepler Universität Linz. Sie unterrichtet dort Gender Studies in Natur- und Technikwissenschaften als Pflichtfach für Studierende der Natur- und Ingenieurwissenschaften und war schon an mehreren interdisziplinären Forschungsprojekten in diesem Bereich beteiligt. Veröffentlichungen z.B.: Emancipatory Interferences with Machines? http://genderandset.open.ac.uk/index.php/genderandset/article/view/509 und Technikverhältnisse: Methoden feministischer Technikforschung https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-12496-0_41

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